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Architektur.
Architektur?
D
no end in sight
prozess
Produktion und Begriff der Architektur werden nicht nur durch ihre technisch-konstruktive Seite, sondern ebenso wesentlich durch ihre visuelle Repräsentation geprägt. Bereits der Entwurf eines Gebäudes erfolgt mittels bildnerischer Verfahren unterschiedlicher Art. Ob bei der ersten Konzeption als Skizze oder über die bildhafte Präsentation eines Wettbewerbsentwurfs, bis hin zur Repräsentation eines ausgeführten Baus zu Zwecken der Vermarktung - seit jeher werden Verfahren der visuellen Repräsentation eingesetzt.
Die Massenkommunikation hat die Art und Weise verändert, wie die Bilder von Architektur, welche uns ständig umgeben, konsumiert werden und wie sie produziert werden. Gleichzeitig ist die Technologie der digitalen Visualisierung in den letzten Jahren ein wesentlicher Bestandteil bei der Entwicklung der Architekturdarstellung geworden.
In der heutigen digital vernetzten (Stadt-)Bevölkerung wird der Unterschied zwischen Real- und Datenraum immer unwichtiger.
Die Stadt (als Zentrum menschlicher Interaktion, Ort von Diskurs und Verhandlung, Fortschritt etc.) ist nicht mehr der einzige Ort für den Austausch zwischen Menschen.
Kommunikation verlagert bzw. hat sich bereits zu einem immens großem Teil in die digitalen Kommunikationsmethoden verlagert. In den letzten Monaten, bedingt durch Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen aufgrund der Sars-Cov-2 Pandemie wurde dieser Anteil weltweit erheblich gesteigert.
Technische Geräte und die Informationen, zu denen sie uns ständig Zugang bieten, reichen bereits aus, um traditionelle Planungsannahmen/den traditionellen Architekturbegriff in Frage zu stellen.
Soziale Medien spielen hierbei eine wichtige Rolle und verändern die Produktion, Interpretation und Vermittlung von Architektur auf eine vielfältige Art und Weise. Auch der Zugriff auf soziale Medien über Smartphones statt über den Computer wird ebenfalls zur Regel und der Konsum von Inhalten damit omnipräsent und besetzt alle Nischen des Alltags.
In diesem rasanten und abgelenkten Umfeld ist die Arbeit mit visuellen Inhalten (Bildern, Filmen und Animationen) grundlegend geworden, da sie die Aufmerksamkeit der Rezipienten viel besser zu fesseln vermögen und Information oder Inhalte schneller und einfacher zu vermitteln schaffen.
Diese Situation eignet sich perfekt für die architektonische Praxis, den Designprozess, der seit jeher stark auf "Bildern" aufbaut - und so für diese Art der Kommunikation, im Internet, in den sozialen Medien, besonders geeignet sind.
Dieser Raum bzw. das System aus visuellen Darstellungen ist jedoch kein Zubehör mehr.
Es ist das hauptsächliche Medium, wie Architektur, Konzepte, Ideen, Räume, Visionen gedacht, kommuniziert und verstanden werden und woraufhin (eventuell) Gebäude errichtet werden.
Und auch das Interesse an der Präsenz der Architektur in den Medien und nicht mehr in der Realität steigt und damit verändert sich bzw. muss sich auch die Art und Weise in der Architektur produziert, interpretiert und vermittelt wird verändern.
Dies ist keine Kritik, es is ein Beobachtung. Es ist die zeitgenössische Kultur.








Nach Vitruvs Buch De Architectura beruht Architektur auf den drei Prinzipien Stabilität (Firmitas), Nützlichkeit (Utilitas) und Anmut/Schönheit (Venustas).

Eine Definition bzw. Eingrenzung dessen, was Architektur ist, findet man auf Wikipedia. Als Online-Enzyklopädie für jedermann und von jedermann sinnbildlich für einen allgemeinen 'Konsens' stehend, die allgemeinste Definition.
"In der engeren Bedeutung des klassischen Architekturbegriffs meint Architektur die Wissenschaft und Kunst des planvollen Entwurfs der gebauten menschlichen Umwelt, d. h. die Auseinandersetzung mit dem vom Menschen geschaffenen Raum und insbesondere der Wechselbeziehung zwischen Mensch, Raum und Zeit."

Das Verständnis von Raum und Zeit und auch Gefüge und Beziehungen unterliegen jedoch ständigen Änderungen.
Wenn sich aufgrund von digitalen/technischen Möglichkeiten unsere Auffassung von Zeit ändert und sich völlig neue Arten von Räumen entwickeln, ist das was die Allgemeinheit unter Architektur versteht wohl zu überdenken. Architektur ist heute mehr als das bloße Entwerfen und Bauen von Bauwerken.

Der Begriff von Architektur ist tatsächlich nicht so starr wie man zu glauben meint. Die Architektur in ein 'altes Kunsthandwerk' und in den Köpfen der breiten Masse sicher nicht auf den ersten Blick etwas sehr Flexibles, was nicht zuletzt an deren eigener Immobilität, die jener in ihrer materiellen Form anheimfällt, liegen mag. Über Jahrhunderte hinweg wurde Architektur im aller weitesten Sinne als Bauen jeglicher Art verstanden. Jedoch unterliegt die Architektur ständigen Veränderungen, in Form von Stilen wie dem der Romanik oder Gotik zum Beispiel sind diese Veränderungen für jedermann greifbar. Der Architekturbegriff wird und wurde in Diskursen gewissermaßen ständig neu verhandelt.
Früher fand Wahrnehmung von Architektur in der materiell geformten, objektiven Umwelt statt - der heutige, digitale (Bild-)Raum hat die Wahrnehmung verändert.
Die digitale Welt, ihre technischen Möglichkeiten, virtuelle Realitäten eröffnen neue Räume.

Einige Gedanken zusammengefasst...

1. Die Massenkommunikation und der Fortschritt der digitalen Technologie hat die Art und Weise verändert, wie die dadurch omnipräsenten Bilder, konsumiert und wie sie produziert werden.


2. Copy&Paste als zeitgenössische Kulturtechnik: gewollt oder ungewollt beziehen Architekten global oft dieselben Bilder von denselben Gebäuden und lassen sich mehr oder weniger von Ihnen inspirieren, was jedoch auch zu einer Vereinheitlichung oder auch Deplazierung von Gebäuden führen kann.


3. Früher hatte Architektur einen offensichtlichen und unbestreitbaren materiellen Zustand inne, eine ganz physikalische Repräsentationsfunktion, eine genau Funktion und Ausformulierung.
Diesen Zustand erleben wir heute als einen anderen: Die Repräsentationsfunktion hat sich zu einem bedeutendem Teil auf das Bild verlagert. Ein Großteil dessen was die Architektur 'macht' oder ausmacht findet heute im Bild der Architektur statt.


4. Häufig verlässt die Architektur das Bild nicht mehr - und war nie anders gedacht. Dies ermöglicht Raum für kreative Entwürfe, die losgelöst von allen realen Gesetzmäßigkeiten gedacht werden können und die ebenfalls einen wertvollen Beitrag zum Architekturdiskurs beitragen können.
Zugleich gibt es die Gefahr, dass lediglich eine Hülle ohne Inhalt entworfen wird und so die Ernsthaftigkeit des Entwurfs verloren geht.


5. 'landmark production': Architektur, die tatsächlich und materiell gebaut werden soll, wird bereits so gedacht, dass sie einen gewissen Bildwert erfüllen muss, mit der Absicht einen hohen Wiedererkennungswert zu erzielen und zu einem Landmark für den jeweiligen Standort zu werden.


6. Fiktionen in der Architektur: die Möglichkeiten der neuen bildgebenden Verfahren (v.a. Renderings) schaffen es täuschend echte, fotorealistische Szenen zu generieren und das Rendering ist zum wichtigsten Verkaufsmedium und -argument mutiert.

das ‚mögliche und das unmögliche‘ wird wahr

> das Rendering als Steigerung der Realität, das die beschönigte und bereinigte mögliche Wirklichkeit darstellt. Es zeigt mögliche aber bei genauerem Hinsehen nicht ganz plausible Darstellungen. Die dargestellte Architektur soll durchaus in die Realität übersetzt werden, tut das jedoch mit 'Datenverlust' und wird seinem gerendertem Simulacra nie ganz entsprechen.

> zum anderen gibt es Darstellungen, die nie mit der Absicht produziert wurden realisiert zu werden, sozusagen die 'unmögliche' Fiktion. Gemeint sind hier Fantasiewelten, Utopien, deren Einfluss auf die Gesellschaft, den Architekturdiskurs in letzter Konsequenz sehr real sind durch einen Feedback-Loop von Fiktion und Realität.






"Ich würde sagen, die "Ville Spatiale" ist heute die Cloud, die über der realen, analogen Stadt schwebt."

- Yona Friedman
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einige weitere Gedanken